Qualität und Technik
Wenn wie im vergangenen Jahr in der Lenzerheide ein Zauberteppich nach 20 Jahren, in Schnee und Eis, bei Wind und Wetter seinen Ruhestand antritt und durch einen modernen Nachfolger ersetzt wird, dann ist dies kein Zufall. Denn es sind nicht „nur“ die zahlreichen Erfindungen und Innovationen, die den Zauberteppich seit fast 25 Jahren zur klaren Nummer 1 unter den Personenförderbändern gemacht haben, sondern auch der hohe Anspruch an Qualität.
Die bevorzugte Heimat des Zauberteppichs, die Berge und Gletscher dieser Welt sind eine höchst anspruchsvolle Umgebung, die Material und Technik oft vor große Herausforderungen stellen. Ein Produkt zu entwickeln das trotz teils extremer Temperaturschwankungen, Eis und Schnee, Stürmen, dem wiederholten Auf- und Abbau, oder der Belastungen durch bis zu 6.000 Fahrgästen pro Stunde, über Jahre und Jahrzehnte zuverlässig funktioniert, ist wahrlich eine besondere Leistung.
Getestet unter Extrembedingungen
Ein Förderband, das in der trockenen und wohltemperierten Umgebung einer Werkshalle oder am Messestand funktioniert ist das eine aber gilt dies auch auf 3.500 Metern bei -20° in einem Schneesturm? Was ist wenn bei einem Feldversuch die Wetterbedingungen nicht mitspielen und keine Grenzbelastungen simuliert werden können? Sunkid betreibt daher als einziger Hersteller, ein eigenes Forschungslabor, in dem das ganze Produkt, einzelne Bauteile und Innovationen vor der Markteinführung unter Extrembedingungen getestet werden. Zauberteppich unter Schneemassen: Auf dem 3.466 m hoch gelegenen Jungfraujoch herrschen extreme Klimabedingungen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt −7,9 °C mit Schwankungen von −37 °C bis +12 °C. Die Windgeschwindigkeit kann bis zu 260 km/h betragen. Zu jeder Jahreszeit muss mit starken Vereisungen, Schneefall und Lawinen gerechnet werden.
So verfügt das Forschungszentrum unter anderem über eine 30m² große Kühlkammer, in der Ingenieure und Techniker den Zauberteppich bei bis zu -20° auf Herz und Nieren testen. Aber auch eigens entwickelte und gebaute Testeinrichtungen, wie etwa ein Spannsystem zur Ermittlung der praktischen Reißkraft von Fördergurten und Bandverbindungen, tragen zu wichtigen Erkenntnissen bei. Denn unter welcher Belastung, bei unterschiedlichsten und oft wechselnden Bedingungen, ein Fördergurt und seine Bandverbindungen seine Belastungsgrenze erreichen, sind entscheidende Fragen. Diese nur anhand der Herstellerangaben der einzelnen Komponenten zu beantworten war und ist für Sunkid keine Option. So wurde von der Abteilung Sondermaschinenbau eine genau für diesen Zweck entwickelte Prüfstation gebaut. So konnten nicht nur Materialtests durchgeführt, sondern die Erkenntnisse auch für Neuentwicklungen und Verbesserungen genutzt werden. Im 2019 neu eröffneten Verwaltungsgebäude und den umliegenden Werkshallen befindet sich auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Sunkid, im Stammwerk Bruckschlögl - Bad Goisern.
Forschung & Entwicklung auf höchstem Niveau
Es gibt aber auch Themengebiete und Fragestellungen, die nicht unmittelbar in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bearbeitet werden können und wofür externe Spezialisten unabdingbar sind. Ein Beispiel dafür sind die 2019 in Frankreich durchgeführten Tests für Hochgeschwindigkeits-Förderbänder (bis 1,2 m/s). Das renommierte französische Institut für Wissenschaften und Technologien für Verkehr, Planung und Netzwerke IFSTTAR, und die Claude Bernard University begleiteten Sunkid bei der biomechanischen Analyse zur Auswirkung unterschiedlicher Einstellungen des Auslösungswiederstandes der Sicherheitsklappe auf des Verletzungsrisikos bei Hochgeschwindigkeitsförderbändern.
Zielsetzung der Studie war es der bei hohen Geschwindigkeiten ungewollten Auslösung der Sicherheitsklappe und der damit verbundenen Notabschaltung der Förderbänder entgegenzutreten. Denn das unerwartete Stoppen der Anlage beeinflusst nicht nur den reibungslosen Betrieb, sondern ist auch für die Nutzer unangenehm. Da es von offizieller Seite bislang aber nur Studien für den Geschwindigkeitsbereich von bis zu 0,7m/s gab investierte Sunkid in die aufwendige Untersuchung, um den Zauberteppich noch besser zu machen.
Die Studie wurde mit einer Crashtest-Attrappe (Dummy) durchgeführt, die ein 6-jähriges Kind simulierte. Bei dem eingesetzten Dummy handelte es sich um eine P6-Kinder-Attrappe, wie sie auch bei Crashtests im Automobilbereich zum Einsatz kommt. In einer ganzen Reihe von Testdurchläufen wurden nun die Auswirkungen der Faktoren Geschwindigkeit und Auslösungswiderstand, in wechselnden Einstellungsvarianten, auf ein mögliches Verletzungsrisiko untersucht. Die Ergebnisse der Messungen wurden anschließend analysiert und anhand der international anerkannten „Abbreviated Injury Scale“ kategorisiert und eingeordnet. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse konnten nun mit jenen der STRTMG (französische Seilbahn-Behörde) verglichen werden und führten zu folgendem Ergebnis: „Die biomechanische Analyse der Kopf- und Nackenverletzungskriterien für die Tests an einem Sunkid Förderband mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (0,7 und 1,2 m/s) für unterschiedliche Fallöffnungskonfigurationen hat im Vergleich zur allgemeinen Studie über Förderbänder, die zuvor für das STRMTG durchgeführt wurde, kein Überrisiko gezeigt.“ Die daraus gewonnenen Erfahrungen und detaillierten Werte fließen nun in die Entwicklung der neusten Zauberteppich Generation ein. Wobei die Konstrukteure und Ingenieure von Sunkid die daraus abgeleiteten Maßnahmen vor der Implementierung selbstverständlich wieder im Forschungszentrum bis ins letzte Detail testen werden.